IBA / Freie Universität Amsterdam
Proteinzufuhr online prüfen
Per Fragebogen der Freien Universität Amsterdam können Niederländer ab 55 Jahren ihre Proteinzufuhr über ein Online-Portal überprüfen. Die deutsche Version des Fragebogens wurde nun durch das Institut für Biomedizin des Alterns (IBA) mit Förderung durch die Karl Düsterberg Stiftung getestet.

VerpflegungsManagement, 13.12.2022 – Im zunehmenden Alter steigt der Proteinbedarf und wird oft nicht mehr in ausreichender Menge über die Mahlzeiten zugeführt. Die Folge sind der Verlust von Muskelmasse und -funktion und damit verbunden häufig abnehmende Mobilität – was vor allem für ältere alleinlebende Menschen zum Problem werden kann. Denn alltägliche Dinge wie Einkaufen und Kochen werden laut Wissenschaftlern zu großen Herausforderungen. In der Konsequenz wird ein zentraler Wunsch älterer Menschen erheblich erschwert: Das Altwerden im eigenen Zuhause, weiß Beate Düsterberg-Eissing, Vorsitzende der Karl Düsterberg Stiftung.

„Der Einfluss einer ausreichenden Proteinversorgung, um hinsichtlich der Muskelmasse und Muskelfunktion fit zu bleiben, ist vielen unbekannt“, sagt Dorothee Volkert, Professorin für klinische Ernährung im Alter am IBA. Doch wenn frühzeitig erkannt wird, dass eine niedrige Proteinzufuhr vorliegt, könne laut Forschenden des IBA zum Beispiel durch eine gezielt proteinreiche Ernährung in Kombination mit Bewegung vorgesorgt werden.

Mangel frühzeitig erkennen

Die Erfassung der Proteinzufuhr, zum Beispiel über Ernährungsprotokolle, ist aufwändig und erfordert Unterstützung durch Fachpersonal. Zur frühen Identifizierung einer niedrigen Proteinzufuhr wurde daher von der Freien Universität Amsterdam in den Niederlanden der „Protein Screener 55+“ entwickelt, mit dem sich die Proteinzufuhr online über ein einfach zu bedienendes Portal und einen Fragebogen überprüfen lässt. Dieser Fragebogen kann sowohl von Fachkräften, den älteren Menschen selbst oder Angehörigen genutzt werden kann.

Mit dem Protein Screener wird anhand von zehn einfachen Fragen der Verzehr proteinreicher Lebensmittel in den vergangenen vier Wochen bewertet. Am Ende erhalten Nutzer eine Information über ihr Risiko einer niedrigen Proteinzufuhr sowie Ratschläge zur weiteren Abklärung zum Beispiel durch eine professionelle Ernährungsberatung.

Anwendung in Deutschland getestet

Um zu prüfen, ob der niederländische Fragebogen auch zu den Essgewohnheiten älterer Menschen in Deutschland passt, wurde er von Forschenden des IBA der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ins Deutsche übersetzt. Danach testeten sie den deutschen Fragebogen in einer Validierungsstudie mit mehr als 160 älteren Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus der Region Nürnberg. Hierzu erklärt Eva Kiesswetter, die gemeinsam mit Dorothee Volkert das Projekt in enger Abstimmung mit der niederländischen Forschungsgruppe leitete: „So nah die beiden Länder aneinander liegen, können Essgewohnheiten aufgrund kultureller Unterschiede variieren.“

Vielsprechendes Instrument

Erste Ergebnisse, die bereits beim Online-Kongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie vorgestellt wurden, weisen aber laut Wissenschaft darauf hin, dass der Fragebogen genutzt werden kann, um eine ausreichende Proteinzufuhr zu bestätigen. Bei einem durch den Screener festgestellten Risiko einer niedrigen Proteinzufuhr seien aber unbedingt weitere Schritte zur Analyse des Ernährungsverhaltens durch eine Ernährungsberatung nötig. Auf Basis der Ergebnisse der Validierungsstudie wurden Vorschläge zur Optimierung des Protein-Screeners erarbeitet, die in weiterführenden wissenschaftlichen Untersuchungen zu testen sind.

Gefördert wird das Projekt durch die Karl Düsterberg Stiftung. Diese fördert Wissenschaft, Forschung, Bildung und Erziehung im Zusammenhang mit Ernährung im Alter.

jb

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