14. DGE-Ernährungsbericht / Vechi-Youth-Studie
Kinder ausreichend versorgt
Die Ergebnisse der Vechi-Youth-Studie zur Nährstoffversorgung von vegetarisch oder vegan lebenden Kindern und Jugendlichen offenbaren, dass diese keine außergewöhnlichen Unterschiede zu Omnivoren aufweisen. Die Mehrzahl von ihnen zeigt zudem ein insgesamt gesundheitsförderndes Lebensmittelmuster.

VerpflegungsManagement, 16.12.2020 – Die Studie „Vegetarische und vegane Ernährung bei Kindern und Jugendlichen“ (Vechi-Youth-Studie), die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) initiiert und im 14. Ernährungsbericht veröffentlichte wurde, untersuchte den Einfluss verschiedener Ernährungsformen auf die Nährstoffversorgung von Kindern und Jugendlichen. Das Ergebnis: Zwischen den drei Ernährungsformen Vegan, Vegetarisch und Mischkost gab es weder bei der Energiezufuhr noch bei der Energiedichte signifikante Unterschiede. In allen drei Gruppen lag die mittlere Energiezufuhr unter dem Richtwert der DGE.

Vergleichbare Energie- und Nährstoffzufuhr

Insgesamt gab es wenig übergewichtige (4 %) und adipöse (0,5 %) Kinder im Gesamtkollektiv und auch in der Nährstoffversorgung der Kinder und Jugendlichen waren die Unterschiede zwischen veganer, vegetarischer und omnivorer Ernährung gering. In allen Fällen waren die Studienteilnehmer ausreichend mit den energieliefernden Nährstoffen sowie den meisten Mikronährstoffen versorgt. Der hohe Kohlenhydrat- und moderate Fettanteil der Energiezufuhr war in allen Gruppen vergleichbar und entsprach weitgehend den D-A-CH-Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr für diese Altersgruppe. Die Kohlenhydrat- und Fettqualität unterschied sich allerdings zwischen den Untersuchungsgruppen.

Kinder und Jugendliche, die sich vegan ernährten, hatten eine besonders hohe Ballaststoffzufuhr und aßen weniger zugesetzten Zucker sowie gesättigte Fettsäuren. Ihre Proteinzufuhr war niedriger als bei vegetarischer oder omnivorer Ernährung, lag im Mittel aber noch im Bereich der D-A-CH-Referenzwerte. Zudem zeigten Kinder und Jugendliche, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, ein insgesamt gesundheitsförderndes Lebensmittelmuster. Sie verzehrten mehr Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Nüsse, wobei insbesondere Veganer den geringsten Verzehr an Süßwaren, Knabberartikeln und Fertiggerichten aufwiesen.

Kritische Vitamin B2- und Jodversorgung

„Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl bei veganer und vegetarischer Ernährung als auch bei einer Mischkost mit Fleisch die Versorgung mit den Hauptnährstoffen sowie den meisten Vitaminen und Mineralstoffen bei der überwiegenden Anzahl der Studienteilnehmern ausreichend ist“, teilten die beiden Studienleiter Ute Alexy, Universität Bonn, und Markus Keller, Institut für alternative und nachhaltige Ernährung (Ifane), mit. Auch bei einer vegetarischen oder rein pflanzlichen Ernährung sei bei den meisten Kindern die Versorgung mit Vitamin B12 ausreichend. Bei den vegetarischen Ernährungsformen könne zudem eine besonders hohe Zufuhr an Ballaststoffen nachgewiesen werden. Jedoch sei bei allen Ernährungsformen die Versorgung mit Vitamin B2 und Jod kritisch, auch die Zufuhrdaten von Calcium zeigen den Studienleitern zufolge Handlungsbedarf auf.

Weiterhin zeigten die Blutuntersuchungen bei Veganern und Vegetariern eine signifikant niedrigere Eisenversorgung als bei sich mit Mischkost ernährenden Kindern. Dagegen lagen die Zufuhr und die Blutkonzentrationen von Folat bei den Veganern signifikant über den Werten der beiden anderen Gruppen. Die Parameter der Vitamin-B12-Versorgung waren bei allen Ernährungsformen überwiegend im Normbereich. Die ausreichende Vitamin-B12-Versorgung sei laut der Ernährungsexperten bei Veganern darauf zurückzuführen, dass 88 Prozent – wie empfohlen – supplementieren. Unabhängig von der Ernährungsform sollte zudem bei Kindern und Jugendlichen vor allem die Versorgung mit Jod und Calcium verbessert werden, empfehlen die Autoren des Studienberichts.

Keine DGE-Empfehlung für Veganismus

Bislang gibt es keine aktuellen Daten zum Ernährungs- und Gesundheitsstatus von sich vegetarisch oder vegan ernährenden Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Aufgrund dieser unzureichenden Beurteilungsgrundlage befürwortet die DGE in ihrer Position zur veganen Ernährung und auch in der Ergänzung der Position vom September 2020 bei Kindern und Jugendlichen eine vegetarische Ernährung als Dauerkost, empfiehlt eine rein vegane Ernährung für diese Gruppen aber nicht.

Die von der DGE initiierte Vechi-Youth-Studie soll zur Verbesserung der wissenschaftlichen Datenbasis beitragen. Die Querschnittsstudie verglich anthropometrische Daten, das Ernährungsverhalten sowie die Nährstoffzufuhr und -versorgung bei veganer, vegetarischer und omnivorer Ernährungsweise bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren. Von den 401 Proband und Probandinnen ernährten sich 150 vegetarisch, 114 vegan und 137 omnivor. Die Daten wurden von Oktober 2017 bis Januar 2019 erhoben.

jb

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